Skandal-Editorial in der Zeitschrift "die aktuelle"

Unsere Antwort an den Redakteur. Eine Kopie geht an den Gong-Verlag und den deutschen Presserat - letzteres mit ergänzender Beschwerde.

die aktuelle

Chefredaktion Herrn Tonio Montel

Postfach 400769
80707 München

Bonn, 22.07.2008

Die Aktuelle Ausgabe Nr. 29 vom 12.07.08
Beschwerde über Editorial

Guten Tag, sehr geehrter Herr Montel,

mit größtem Unverständnis haben wir o.a. Editorial zur Kenntnis genommen.

Dort schreiben Sie: „Wer den ersten Kampfhund auf offener Straße erschießt, hat mein vollstes Verständnis.“
Ganz abgesehen davon, dass Sie uns die Antwort darauf schuldig bleiben, was denn überhaupt ein Kampfhund ist, differenzieren Sie nicht etwa, ob eine Notwehrlage besteht. Pauschal geben Sie die Tiere sinnbildlich „zum Abschuss“ auf offener Straße Preis.

Sie mögen und werden sich gerne hinter der mannigfaltigen Ausdrucksmöglichkeit der deutschen Sprache verstecken, Sie rufen nicht auf, sondern „zeigen nur Verständnis“. Dies tut der gewollten (?) Wirkung in der Öffentlichkeit jedoch keinen Abbruch.

Warum soll jemand einen Pitbull halten dürfen, fragen Sie. Die Antwort darauf ist wissenschaftlich belegbar, nämlich aus dem gleichen Grund, weshalb jemand einen anderen beliebigen Hund, z.B. einen Golden Retriever halten darf. Letztere führen gemeinsam mit dem deutschen Schäferhund und seinen Mischlingen sämtliche Beißstatistiken an – und das nicht etwa nur, weil es mehr Individuen dieser Rassen gäbe. Beißvorfälle mit diesen Hunden werden lediglich nicht in der Presse ausgeschlachtet.

Gemäß dem Deutschen Presserat ist Recherche unverzichtbares Instrument journalistischer Sorgfalt. Dass Sie dieser Sorgfaltspflicht kaum Rechnung tragen, zeigt allein schon Ihr Umgang mit dem Begriff Kampfhund.
Die Bezeichnung Kampfhund ist historisch begründet und kennzeichnet keine bestimmte Rasse. Sogenannte Kampfhunde wurden und werden illegal, im Geheimen für Kämpfe mit Artgenossen und anderen Tieren gezüchtet und abgerichtet. Dabei musste und muss zwangsläufig besonderes Augenmerk auf außerordentliche Menschenfreundlichkeit gelegt werden – denn kein Hundehalter in diesem speziellen Metier, konnte und kann es sich leisten, von seinen eigenen Tieren angegriffen zu werden.
Übersteigertes Aggressionsverhalten bei Hunden hat verschiedenste gesundheitliche oder erzieherische Ursachen. Dabei spielt die Rassezugehörigkeit keine Rolle.
Wir empfehlen Ihnen diesbezüglich die Lektüre, der als Anlage beigefügten Presseinformation der Bundestierärztekammer vom 16.März 2004 – einer von vielen vorhandenen Fachartikeln, Dissertationen und wissenschaftlichen Hausarbeiten zu dem Thema.

„Achtung vor der Wahrheit“ und „Gründliche und faire Recherche“ – den Pressekodex des Deutschen Presserats treten Sie mit diesem Editorial ganz offensichtlich mit Füßen. Wir hoffen, dass Ihr Verhalten entsprechende Konsequenzen für Sie nach sich zieht. Und dafür wiederum, hätten wir „vollstes Verständnis“!

Mit freundlichen Grüßen

Regina Pilger & Angela Weber

Durchschrift: Gong Verlag GmbH & Co KG, Herrn Manfred Braun und Michael Geringer, Münchener Str. 101, 85737 Ismaning;

Trägerverein des Deutschen Presserats e.V., Gerhard-von-Are-Str. 8, 53111 Bonn